Sie ist Finnin, 23 Jahre alt, spielt seit 16 Jahren Unihockey und ist heute Spielerin in der finnischen Nationalmannschaft. Sie lebt seit einem Jahr in der Schweiz und arbeitet seit Juni 2019 im Clean Team des Autohauses von Känel. Im Interview erzählt sie, wie sie Leistungssport, Arbeit und Leben verbindet.
Sara, Finnland ist ein schönes Land. Warum ziehst du es vor, in der Schweiz zu leben?
Die Schweiz ist auch ein schönes Land. Die Kultur ist
derjenigen von Finnland ähnlich. Ebenso sind es die Menschen: Sie sind freundlich,
obwohl zu Beginn oft etwas distanziert. Das ändert sich aber, sobald man sich besser
kennt und es können tiefe Freundschaften entstehen.
Das allein reicht aber doch nicht aus?
Das liegt an meinem Sport. Ich spiele Unihockey, seit ich sieben Jahre alt bin. Heute bin ich Spielerin in der finnischen Unihockey-Nationalmannschaft. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauche ich einen Trainer, der zu mir passt und meine Fähigkeiten optimal fördern kann. Dieser Trainer ist Mika Strömberg. Ich habe ihn kennengelernt, als ich von 2016 bis 2017 als Au-pair in Zürich arbeitete und bei «Zug United» – dem Unihockey-Verein Zug – spielte. Mika trainiert die NLA-Mannschaft des Unihockey Berner Oberland. Als ich nach Ende meiner Au-pair Zeit wieder nach Finnland zurückkehrte, war für mich klar, dass ich zurück in die Schweiz und ins Berner Oberland kommen wollte, um mich von Mika coachen zu lassen.
Seit Juni 2019 arbeitest du im Clean Team des Autohauses von Känel. Traumjob oder Brotjob?
(Lacht) Wie wäre es mit «good Job»? Ich mag aktive Arbeiten, ein Sitzjob wäre nichts für mich. Autos innen und aussen wieder in einen top Zustand zu bringen, gefällt mir gut. Ich sehe sogar Parallelen zum Unihockey. Beides erfordert Sorgfalt, Präzision und manchmal auch etwas Erfindergeist.
Die Trennung von deiner Familie fällt dir nicht schwer?
Meistens nicht. Ich bin nicht der Heimwehtyp und finde mich an neuen Orten schnell zurecht. Meine Familie besucht mich mehrmals im Jahr und ich umgekehrt sie. Vielleicht sehen wir uns häufiger als viele Familien, die räumlich näher beieinander wohnen.
Wie sieht ein Wochenplan bei dir aus?
Von Woche zu Woche anders. Im Autohaus arbeite ich 80 Prozent. Die Arbeitszeiten kann ich abgestimmt auf den Trainings- und Turnierplan jedoch recht flexibel gestalten. Während der Unihockey-Saison von September bis April trainieren wir im NLA-Team Berner Oberland fünf Mal die Woche. Dazu kommen die nationalen Turniere, welche fast jedes Wochenende besetzen. Im Sommer finden zwei bis vier Mal fünftägige Trainingcamps mit der finnischen Nationalmannschaft statt. Für diese fliege ich nach Finnland und komme dann jeweils wieder zurück. Und wenn internationale Spiele anstehen, reise ich an die Spielorte, welche in ganz Europa verteilt sind. Im 2019 zählte die «Womens World Championship» vier Spiele.
Hast du bei all dem überhaupt noch Zeit für Freizeit und Freunde?
Wenig; aber es stimmt für mich. Ich liebe Bergwandern und touren kann ich spontan. Ich pflege nicht so viele Freundschaften wie andere in meinem Alter. Dafür sind die Begegnungen intensiver. Jedenfalls für mich – ich geniesse die gemeinsame Zeit dann mehr.
Was denkst du; wie sieht dein Leben in zehn Jahren aus? Bist du dann immer noch Vollgas auf der Überholspur oder gemächlicher auf der Landstrasse unterwegs?
(Lacht) So genau weiss ich das noch nicht. In der Unihockey-Nationalmannschaft werde ich nicht mehr spielen, dafür bin ich dann zu alt. Ich hoffe, immer noch in der Schweiz zu leben. Vielleicht habe ich dann ja auch Zeit für die Liebe und wer weiss, vielleicht sogar für eine Familie?
Liebe Sara, vielen Dank für das Gespräch.
Redaktion Autohaus von Känel